letztens irgendwann beim Buddenbohm gelesen, über die Einförmigkeit der deutschen Innenstädte. Ein wirkliches Phänomen, oder beim genauen Hinschauen dann doch nicht? Seit einiger Zeit mehreren Jahren führe ich ein elektronisches Haushaltsbuch, damit ich feststellen kann, wohin ich mein Geld verteile. Ich frequentiere nicht viel Ladenketten, von daher habe ich die Preise einigermaßen im Kopf, was die Lebensmittel anbelangt. Fast alle Lebensmitteltmärkte befinden sich bei sehr vielen Dingen des täglichen Konsums auf einem Level, also unterscheiden sich kaum. Getränke kosten gleich, Brot und Brötchen, Wurst und Käse, Ketchup und die Dosen von Heringsfilets. Selbst als ich kürzlich etwas in meiner Wohnung renoviert habe musste ich feststellen, das es kaum einen unterschied macht, wo ich etwas wie Raufaser, Farbe oder Schrauben und Dübel kaufe, der Preis ist in einem bestimmten Segment immer gleich. Selbst die Preiserhöhungen finden in allen Geschäften gleichzeitig statt, mit einer Schraube, die sich noch langsam, dafür aber beständig nach oben dreht. Besonders ist das in den Tagen zu beobachten, wo ein PolitikerIn wieder in eine Kamera lächelt und trötet: „Die Lebensmittelpreise sind in Deutschland im internationalen Vergleich sehr niedrig“. Das scheint mir ein Signal für die Einzelhandelsketten zu sein, jetzt mal eben viele Produkte um 5 – 20 % zu erhöhen. So zumindest meine Beobachtung. Marktwirtschaft durch unterschiedliche Preise? Fehlanzeige!
Die Entwicklung der Innenstädte sieht ja folgendermaßen aus: der örtliche Einzelhandel stirbt aus, die Flächen werden von überregionalen Ketten besetzt und eine bundeseinheitliches (europaeinheitliches?) Sortiment präsentiert, egal ob im Osten, Westen, Norden oder Süden der Republik. Da ich, wenn ich zu Sakkos oder Anzügen Hemden trage, grundsätzlich welche mit „extra langem Arm“ nehme, damit die Manschette etwas am Ärmel herausschaut, habe ich genau 8 Möglichkeiten, halbwegs bezahlbare Hemden in Essen zu finden. Neben den beiden Wahrenhauskonzernen, die damit sehr schwach bestückt sind, bleiben mir noch die Shops der Hersteller, Eterna, Olymp und Seidensticker. Dau gibt es noch die beiden überregionalen Textilkaufhäuser P&C und Anson’s (was aber ein und dasselbe ist). Zu guter Letzt bleibt noch die in Deutschland lebende niederländische Familie Brenninkmeyer (C&A), die ebenfalls eine Textilkaufhaus, allerdings ausschließlich mit Eigenmarken betreiben. Dann gibt es noch zwei exklusive Herrenausstatter, die Preise liegen dann aber deutlich über dem, was ich zu zahlen bereit bin. Vorbei ist die Zeit, in der Handelsvertreter mit schweren Musterkoffern durch die Fußgängerzonen gerollt sind und Hemden an die örtlichen Einzelhändler verkauft haben, wo die dort beschäftigten, engagierten Verkäuferinnen fragten, ob sie die Hemden in mit längeren Ärmel nachbestellen sollen, weil ich ja den Kentkragen oder die weißen Hemden mit Umschlagmanschette wollte. Es gibt auch die Hersteller nicht mehr, die im Süden, Westen, Osten oder Norden der Republik ihren Sitz hatten und in der Lage waren, Kleinstserien aufzulegen, zum Wohle des Kunden. Es sieht immer mehr immer alles gleich aus, in Bayern und in Niedersachsen (bis auf diese merkwürdigen Lederhosen). Die VerkäuferInnen die bei örtlichen Fachgeschäften „freigesetzt“ werde landen dann in unterbezahlten Jobs, wahrscheinlich Teilzeit bei irgendwelchen Ketten.
Das betrifft übrigens auch die Architektur. Ich glaube das alles wird auch Globalisierung genannt.